Transdifferenz in der Literatur deutschsprachiger Migrantinnen in Österreich-Ungarn
FWF-Projekt V 260-G15 (Elise Richter-Programm)
Projektleitung und -mitarbeit: Alexandra Millner
Projektmitarbeiterin: Katalin Teller
Projektlaufzeit: 36 Monate (01.10.2012 - 31.03.2015; 01.03.2016 - 30.08.2016)
Projektziele
Das primäre Ziel des Habilitationsprojekts ist die Analyse des Subversionspotenzials der deutschsprachigen Literatur von Migrantinnen in Österreich-Ungarn (1867-1918) in literarisch hergestellten Momenten der Transdifferenz. In ihnen lässt sich das binäre Differenzdenken auflösen und eine spontan sich verlagernde Dominanz der interdependenten sozialen Kategorien (z.B. Gender, Ethnizität, Klasse/Schicht, Sexualität, Alter, Nation, Konfession, Profession, Kapitalverhältnis) sowie daraus resultierender transgressiver Akte darstellen. Es gilt zu untersuchen, inwieweit Autorinnen wie B.v. Suttner, M.E. delle Grazie, A. Christen, G. Meisel-Heß, M. Janitschek, M. Roda Roda, I. v. Troll-Borostyàny, E. Asenjieff, A. Astl-Leonhard, R. Barach oder etwa M. Preindlsberger-Mrazovics als (Binnen-)Migrantinnen ihr Erfahrungswissen über die multiethnischen Gebiete Österreich-Ungarns dazu nutzten, literarische Stereotype über soziale Minoritäten und Marginalisierte mittels transdifferenter Momente zu unterminieren. Dazu werden dekonstruktivistische Fragestellungen und Methoden aus der trans/interkulturellen sowie der kulturwissenschaftlich und soziologisch orientierten Literaturwissenschaft berücksichtigt. Um das Subversionspotenzial zu erfassen, werden intertextuelle Bezüge verfolgt und Hyper- und Hypotexte vergleichend analysiert. Zu fragen ist, ob sich daran ein Gegendiskurs festmachen lässt.
Zweitens soll die Literatur der Autorinnen im literarischen Feld neu positioniert werden. In der Gegenüberstellung des Textmaterials mit vergleichbaren zeitgenössischen deutschsprachigen Texten von (männlichen) Migranten und NichtmigrantInnen wird nicht nur das inhaltliche, sondern auch das poetologische Innovationspotenzial dieser Literatur untersucht. Der Textkorpus soll mit Textsorten wie Märchen, Sagen, Dramen, Essays, Zeitschriftenveröffentlichungen und autobiografischen Schriften ein großes Spektrum umfassen und eine genauere Einschätzung der Oeuvres ermöglicht. Der tradierte literarische Kanon wird in Bezug zur zeitgenössischen Rezeption der Texte gesetzt und soll auf dieser Basis hinterfragt und erweitert werden.
Das dritte Ziel betrifft die Methodenentwicklung in zweierlei Hinsicht: Die im germanistischen Bereich bisher vor allem auf die gegenwärtige Migrationsliteratur fokussierten transkulturell-literaturwissenschaftlichen Fragestellungen werden am historischen Textmaterial geschärft und im Hinblick auf das Kritikpotenzial der Texte bezüglich der Majoritätsgesellschaft weiterentwickelt. Dadurch soll das interdisziplinäre, doch stark soziologisch geprägte Konzept der Transdifferenz für die Literaturwissenschaft besser anwendbar gemacht werden.
Internationale Konferenz
27.-29. November 2014, Universität Wien, Elise Richter-Saal
[Programm]
Im Rahmen des FWF-Projekts Transdifferenz in der Literatur deutschsprachiger Migrantinnen in Österreich-Ungarn wurde eine Datenbank von über 200 deutschsprachigen Autorinnen erstellt. Hier können Sie nach Autorinnen und ihren Werken, ihren Lebensdaten und Migrationsverläufen recherchieren.
Der Begriff Transdifferenz wurde von Helmbrecht Breinig geprägt und von Klaus Lösch weiterentwickelt. Transdifferenz bezeichnet kulturelle Mehrfachzugehörigkeit, die sich in der ständigen wechselseitigen Überlagerung, Veränderung und Widersprüchlichkeit von Zugehörigkeitsaspekten äußert. Der Aspekt der Transdifferenz ist in der Datenbank in doppelter Hinsicht gegeben: So verfügen die Autorinnen über Migrations- und Fremderfahrungen und schreiben ihren Texten oft transkulturelle Bezüge ein.
Die Datenbank wurde über das Projekt im Rahmen des Elise Richter-Programms (V 260-G15) vom österreichischen Wissenschaftsfonds FWF finanziert.
http://www.univie.ac.at/transdifferenz/
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Institut für Germanistik
Universitätsring 1
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